Dorcas

Auch auf den Kapverden werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronaepidemie immer drastischer. Nachdem vor einer Woche alle Auslandsflüge für Reisende bis auf weiteres unterbunden wurden, ist aktuell auch der Personenverkehr zwischen den Inseln untersagt. Die öffentlichen Einrichtungen sind für Publikumsverkehr geschlossen, die Anzahl der Personen, die sich gleichzeitig in Lebensmittel-geschäften oder Apotheken aufhalten dürfen, ist stark eingeschränkt genauso wie das soziale Leben und die Wirtschaftstätigkeit insgesamt.

Die Regierung bemüht sich nach Kräften, der Bevölkerung die Notwendigkeit dieser Maßnahmen zu erklären, was nicht ganz einfach ist, weil es bisher nur sehr wenige bestätigte Infektionen gibt und auf den meisten Inseln gar keine. Aber diese rigorosen Beschränkungen sind schon deshalb sinnvoll, weil eine rasante Ausbreitung des Virus auf ein Gesundheitssystem treffen würde, das darauf nur sehr begrenzt vorbereitet ist.

Außerdem sind die Zahlen trügerisch, denn es wird nur wenig getestet und möglicherweise ist der Virus viel weiter verbreitet, als es den Anschein hat. Der Anteil der nicht erfassten Personen, der symptomfreien Infizierten und solcher mit leichten Erkältungserscheinungen ist sicher noch sehr viel höher als in Europa, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung auf den Kapverden ca. 16 Jahre beträgt. Die Gruppe der Ü60er mit einem erhöhten Risiko schwer zu erkranken ist also verhältnismäßig klein. In Deutschland beträgt das Durchschnittsalter dagegen 42 Jahre.

Besonders hart trifft es – wie immer in Krisenzeiten – die armen und oft kinderreichen Familien, die am Stadtrand in Blechhütten leben. Sie verlieren als erstes ihre Arbeit, wenn sie denn eine hatten, haben keine Rücklagen und Geld für Desinfektionsmittel, Seife oder Atemschutzmasken ist schlicht nicht vorhanden. Um diese Menschen kümmern sich die Dorcas, eine Hilfsorganisation der Adventistengemeinde. Sie haben regelmäßig Kontakt zu diesen Familien, führen z.B. Lebensmittel- und Bekleidungssammlungen durch und verteilen die Spenden in den Slums.

Fogos Kinder steht schon seit langem im Kontakt mit der Leiterin der Dorcas in Mindelo und bis zur Normalisierung der Lage werden wir die Arbeit der Dorcas mit monatlich 30.000 CVE (ca. 270,00 Euro) unterstützen. Schwerpunkt unserer Hilfe wird die Bereitstellung von Hygieneartikeln für bedürftige Familien sein, um sie bei der Bewältigung der aktuellen Krise zu unterstützen.

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Die Krise

Seit dem 20. März gibt es auch auf den Kapverden eine erste bestätigte Coronainfektion. Betroffen ist ein 62-jähriger englischer Tourist auf der Insel Boa Vista, die daraufhin komplett unter Quarantäne gestellt wurde und in den folgenden 14 Tagen für Reisende weder mit dem Schiff noch mit dem Flugzeug erreichbar ist bzw. verlassen werden kann. Lediglich die Güterversorgung wird nicht eingeschränkt.

Aber natürlich war die Epidemie hier auch vorher zu spüren. Die Regierung hat internationale Flüge gestrichen, viele Empfehlungen zum verantwortungsbewußten Verhalten wurden ausgesprochen und werden u.a. mit Lautsprecherwagen verbreitet. Außerdem wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den physischen Kontakt zwischen den Menschen zu reduzieren. Nicht alle scheinen allerdings gut durchdacht. So dürfen sich in kleineren Supermärkten nur maximal 3 Kunden gleichzeitig aufhalten. Das führt dazu, dass sich Menschen in den Stoßzeiten vor der Tür drängen und ungeduldig auf Einlass warten.

Es fehlt an Desinfektionsmitteln, Mundschutz und Einmalhandschuhen und viele Lebensmittelgeschäfte sind dazu übergegangen, besonders begehrte Produkte wie Thunfischkonserven nur noch in begrenzter Stückzahl abzugeben, aber ansonsten ist die Versorgung der Bevölkerung aktuell nicht wesentlich beeinträchtigt.

Allerdings wird auch auf den Kapverden mit einer deutlichen Verschärfung der Situation gerechnet. Es ist wahrscheinlich, dass es bereits eine größere Anzahl unentdeckter Infektionen gibt, denn getestet werden nur dringende Verdachtsfälle mit einer ausgeprägten Symptomatik. Die Blutproben werden dann an Labore in Portugal geschickt und das Resultat wird nach einigen Tagen mitgeteilt.

Die Krankenhäuser bereiten sich vor so gut es eben geht und die Regierung verspricht finanzielle Unterstützung. Aber natürlich sind die Mittel in einem kleinen Schwellenland wie den Kapverden begrenzt. In Krisenzeiten konnte die Bevölkerung bisher immer auf die Unterstützung durch die wohlhabenden Emigranten in den USA und Europa zählen, aber die trifft diese Krise ja ebenfalls mit voller Wucht.

Der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig auf den Kapverden ist der Tourismus und der kommt gerade fast vollständig zum Erliegen – mit noch unabsehbaren Folgen für die davon betroffenen Einheimischen und ihre Familien und natürlich die mit dem Tourismus verbundenen Unternehmen – von TUI bis zum Taxifahrer.

Und dann gab es ja in weiten Landesteilen mangels Niederschlag in der letzten Saison auch noch einen Ernteausfall. Da ist die zweite wichtige Säule des Erwerbslebens bereits vor der Coronakrise weggebrochen. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, auf was für eine Krise das Land zusteuert.

Natürlich sind auch die Aktivitäten von Fogos Kinder betroffen. Bis Anfang dieser Woche hat unsere Mitarbeiterin Samira ihre Arbeit in den Kindergärten hier auf São Vicente noch fortgeführt. Dann wurden alle Kindergärten – genauso wie Schulen und Universitäten -geschlossen und in die verlängerten Osterferien geschickt. Auch das Programm zu Mundhygiene und Kariesvermeidung auf der Insel Fogo läßt sich im Moment nicht planen. Unklar ist, ob die Kindergärten nach den Osterferien wieder öffnen oder noch länger geschlossen bleiben.

Die Devise ist: möglichst zu Hause bleiben, Einkaufen mit Mundschutz, Händewaschen, Spaziergänge an unbelebten Stränden machen und auf bessere Zeiten warten.

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Nha Nerina 2.0

Bis zum Jahresende 2018 gab es in São Filipe die Kindertagesstätte Nha Nerina. Hier verbrachten Kinder und Jugendliche aus Familien in prekären Lebenssituationen die Zeit vor und nach der Schule, machten ihre Hausaufgaben, spielten und erhielten eine warme Mahlzeit. Für viele war das Nha Nerina die einzige Konstante in einem ansonsten chaotischen Leben auf der Strasse oder mit ständig wechselnden Bezugspersonen. Unser Verein hat das Nha Nerina über viele Jahre nach Kräften unterstützt, Ferienlager und das Mittagessen finanziert und unsere Mitarbeiterin Samira hat ihre Erfahrung eingebracht und dort mitgearbeitet.

Zum grossen Bedauern aller Beteiligter wurde diese von der ICCA (Institut zur Förderung von Kindern und Jugendlichen) betriebene Einrichtung zum Jahresende 2018 geschlossen. Viele warnten davor, dass sich diese Entscheidung sehr negativ auf die Betroffenen und auch auf das Gemeinwohl auswirken würde. Und tatsächlich gingen viele ehemals betreute Kinder und Jugendliche nicht mehr regelmäßig zur Schule, wurden als Kleinkriminelle auffällig und mehrere Mädchen wurden schwanger.

Die negativen Folgen der Schließung waren so drastisch, dass sich das ICCA entschlossen hat, das Nha Nerina im Februar 2020 neu zu eröffnen. Geeignete Räume wurden angemietet und auch die Betreuer aus 2018 werden wieder mitarbeiten. Und natürlich wurde auch „Fogos Kinder“ gefragt, ob wir als Unterstützer erneut zur Verfügung stehen.

Das kam ziemlich überraschend und das für 2020 bereitstehende Geld ist eigentlich auch schon anderweitig verplant und zugesagt, aber das Nha Nerina gehört zu den ganz besonders wichtigen und sinnvollen Projekten und so haben wir uns entschlossen, diese Einrichtung mit einer regelmäßigen monatlichen Spende zu unterstützen. Die Leiterin Vanilda sagte, dass sie das Geld für das tägliche warme Mittagessen verwenden wird, das auch wieder angeboten wird.

Und Vanilda fragte, ob wir vielleicht noch über weitere Mittel verfügen, damit der Betrieb des Nha Nerina wieder in vollem Umfang aufgen0mmen werden kann. Diese Bitte geben wir an dieser Stelle gerne an alle Leser weiter. Spenden mit dem Zusatz „Nha Nerina“ werden sofort und vollständig weitergeleitet.

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Elizabetas Freude

Wasserträgerin

Sie dreht den Hahn auf, das Wasser sprudelt und die Augen blitzen. Endlich ist das passiert, worüber seit Jahren geredet wird: der Kindergarten Arco Iris im Stadtteil Belavista ist an das öffentliche Wassernetz angeschlossen.

Elizabeta freut sich riesig, dass die Schlepperei nun ein Ende hat. Jeden Tag vom chafariz, der öffentlichen Wasserstelle, zum Kindergarten. Nach einer groben Schätzung waren es etwa 35000 Liter, die sie in den letzten 5 Jahren auf dem Kopf zum Arco Iris getragen hat – zum Kochen, zum Händewaschen und für die Toilette.

Möglich wurde das durch die Unterstützung, die die Lions Clubs Brilon und Olsberg in diesem und den nächsten zwei Jahren für den Kindergarten zur Verfügung stellen. Nachdem die erste Rate eingegangen war, wurde die Anschlussgebühr an die electra, das städtische Versorgungsunternehmen, bezahlt, es erschien ein Techniker, der Wasserzähler wurde aktiviert und das bereits vorhandene Leitungssystem wurde in Betrieb genommen.

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Thomas und Claudia rennen für Fogos Kinder

Vom 19. – 23. Januar haben Thomas Wenning und Claudia Weber einen Ultralauf auf der kapverdischen Insel Sal ausgetragen. Der Lauf ging über 5 Tage, an denen 100 Meilen oder 161 km zurückgelegt wurden, und begann am Robinson Club in Santa Maria. Die Insel wurde umrundet und um die Meilenanzahl voll zu machen, ging es auch noch durchs Inselinnere.

Warum wir das hier schreiben? Der Lauf wurde als Benefizveranstaltung für unseren Verein organisiert und viele aus der großen Fangemeinde von Thomas und Claudia haben zugunsten unseres Projektes „Kindergartenpatenschaften auf den Kapverden“ auf der Plattform „Betterplace“ gespendet. Das Ziel „2 Euro pro gelaufenen Kilometer“ wurde bei weitem übertroffen.

Ein ganz herzliches Dankeschön an Thomas und Claudia und alle, die Kinder auf den Inseln Fogo und São Vicente mit ihrer Spende unterstützt haben.

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