Fluoridierung in einer Kindertagesstätte

Dieses Projekt wurde von Februar 2016 bis Januar 2017 von „Fogos Kinder e.V.“ durchgeführt und finanziert. Kooperationspartner sind das kapverdische Institut für Kinder und Jugendliche (ICCA) und das Gesundheitsamt São Filipe.

Hier der Abschlußbericht verfaßt im Januar 2017

Hier der verwendete Fragebogen

Kariesprophylaxe und Fluoridierung

 

Zusätzlich zu regelmäßiger Zahnpflege und zahnfreundlichen Ernährungsgewohnheiten stellt die gezielte Fluoridierung eine wissenschaftlich anerkannte Maßnahme dar, um bei Kindern und Jugendlichen die Entwicklung von Karies zu verhindern oder zu begrenzen.

Sie kann u.a. in Form von Gruppenprophylaxe in öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Kindertagesstätten durchgeführt werden. In diesem Fall wird der wöchentliche Einsatz eines Fluoridgels wie etwa Elmex Gelee© empfohlen.

Dieser Maßnahme kommt dann eine besonders hohe Bedeutung zu, wenn angenommen werden muss, dass Karies verursachende Faktoren bei den Kindern und Jugendlichen der Zielgruppe stark ausgeprägt sind: häusliche Zahnpflege findet nur unregelmäßig oder gar nicht statt und der Genuss von Süßigkeiten erfolgt häufig und unkontrolliert.

Das hier beschriebene Projekt zur Kariesprophylaxe mittels Fluoridierung wurde in der kapverdischen Kindertagesstätte Nha Nerina in der Stadt São Filipe durchgeführt und beschränkt sich auf die Altersgruppe 6 – 14 Jahre.

Die zusätzliche wöchentliche Fluoridierung stellt keinen Ersatz für regelmäßige tägliche Zahnpflege dar!

Ziele des Projekts

    • bleibende Zähne, bei denen zu Projektbeginn kein Kariesbefall festgestellt wurde, sollen bei Abschluß- und Kontrolluntersuchung nach Ablauf von einem und 3 Jahren weiterhin kariesfrei sein

    • Anzahl kariesgeschädigter bleibender Zähne soll sich bei Abschluß- und Kontrolluntersuchung nach Ablauf von einem und 3 Jahren nicht wesentlich erhöht haben

    • die Einsicht in die Wichtigkeit von Mundhygiene und zahnfreundlicher Ernährung soll sich nach einem Jahr erhöht haben

    • die Zahnpflegegewohnheiten außerhalb der Kindertagesstätte sollen sich nach Ablauf eines Jahres verbessert haben

       

Die Kindertagesstätte Nha Nerina

Die Kindertagesstätte Nha Nerina wurde im November 2010 mit Mitteln des Global Fund gegründet. Sie wird vom Kapverdischen Institut für Kinder und Jugendliche (ICCA) betrieben, das sozial benachteiligte und gefährdete Kinder und Jugendliche betreut. Das Angebot der Tagesstätte richtet sich an schulpflichtige Kinder, die von Verwahrlosung bedroht sind, keine festen familiären Bindungen haben oder deren Eltern die Kinderbetreuung nicht oder nur noch eingeschränkt leisten können.

Die älteren Kinder mit Nachmittagsunterricht halten sich vormittags im Nha Nerina auf, machen dort unter Aufsicht eines Lehrers Schularbeiten, spielen und gehen nach dem Mittagessen zur Schule. Dann kommen die jüngeren Kinder nach dem Vormittagsunterricht in die Tagesstätte, erhalten ebenfalls eine warme Mahlzeit, machen Schularbeiten, spielen und verlassen das Nha Nerina gegen 16.00 Uhr.

Die Kinder, die das Nha Nerina besuchen, leben unter schwierigen sozialen Bedingungen, haben oft keinen geregelten Tagesablauf und keine festen Essens- und Schlafenszeiten. Hygiene und Zahnpflege spielen eine untergeordnete Rolle und werden oft vernachlässigt. Viele Kinder verfügen,  ebenso wie die Bezugspersonen, über keine Zahnbürste.

Mit dem hier beschriebenen Projekt soll die Zahngesundheit dieser Kinder und Jugendlichen nachhaltig verbessert werden. Neben der wöchentlichen Fluoridierung stellt die Sensibilisierung der Kinder und ihrer Bezugspersonen für Mundhygiene und zahnfreundliche Ernährung einen zentralen Aspekt dieses Projektes dar.

Ein weiterer Aspekt dieses Projektes besteht darin, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass ihr Körper etwas wertvolles ist und eine pflegliche Behandlung verdient. Dieses Selbstwertgefühl werden sie dringend brauchen, wenn sie die Misere ihres jetzigen Lebens hinter sich lassen wollen.

Die Auswahl der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen

    • Hauptauswahlkriterium ist die regelmäßige Besuch der Tagesstätte und ein Alter von 6 bis 14 Jahren

       

    • die persönlichen Daten der Teilnehmer werden erfaßt

       

Eingangsuntersuchung und -befragung

    • der Status der bleibenden Zähne wird von einem Zahnarzt oder Techniker erfasst und dokumentiert

       

    • alle Teilnehmer werden in einem standardisierten Interview zu Zahnpflegegewohnheiten und ihrer Einstellung zur Mundhygiene befragt. Die Ergebnisse werden dokumentiert.

       

Fluoridierung

    • einmal wöchentlich werden mindestens ein Jahr lang jeweils mit der Vormittags- und Nachmittagsgruppe nach dem Mittagessen unter Aufsicht Zähne geputzt

    • es wird die Fluoridierungszahnpasta Elmex Gelee© verwendet. Die Kosten liegen bei ca. 5,00 Euro pro Kind und Jahr

       

    • es wird kontrolliert, dass die Pasta 3 Minuten einwirken kann

       

    • die Teilnahme der einzelnen Kinder wird dokumentiert

       

Sensibilisierung der Kinder für Mundhygiene und Ernährung

    • während des einjährigen Projektes werden für beide Gruppen 2x Sensibilisierungsveranstaltungen zu Mundhygiene und zahnfreundlicher Ernährung durchgeführt

    • es werden Medien wie Malen, Memory, Puzzle, Quiz, Rollenspiele, Kurzvorträge und Diskussion eingesetzt

       

Sensibilisierung der Bezugspersonen

    • während des Projektes werden für Eltern und/oder Bezugspersonen derKinder 2x Informationsveranstaltungen zu Mundhygiene und zahnfreundlicher Ernährung angeboten
    • als Medien werden 2 Powerpoint unterstütze Vorträge mit anschließender Fragerunde und Diskussion eingesetzt

       

    • die Teilnehmer erhalten eine schriftliche Zusammenfassung der Inhalte

       

Abschlußuntersuchung und -befragung

    • der Status der bleibenden Zähne wird von einem Zahnarzt oder Techniker nach Ablauf des Projektes erfasst und in einer Liste eingetragen

       

    • alle Teilnehmer werden in einem standardisierten Interview erneut zu Zahnpflegegewohnheiten und ihrer Einstellung zur Mundhygiene befragt. Die Ergebnisse werden dokumentiert.

       

Kontrolluntersuchung

    • nach Ablauf von 2 weiteren Jahren wird der Status der bleibenden Zähne von einem Zahnarzt oder Techniker bei allen noch erreichbaren Teilnehmern erfasst und dokumentiert

 

  • alle noch erreichbaren Teilnehmer werden in einem standardisierten Interview erneut zu Zahnpflegegewohnheiten und ihrer Einstellung zur Mundhygiene befragt. Die Ergebnisse werden dokumentiert.

Evaluation und Abschlußbericht

Die Daten der Eingangs- und Abschlußuntersuchung werden mit geeigneten Methoden verglichen und interpretiert. Es wird ein Bericht erstellt, der Antworten auf folgende Fragen geben soll

    • Hat das Projekt zu einer Reduzierung der Entwicklung von Karies beigetragen?

       

    • Hat das Projekt zu einer eröhten Einsicht in die Wichtigkeit von Mundhygiene beigetragen?

       

    • Hat das Projekt zu einer Verbesserung der Zahnpflegegewohnheiten außerhalb der Tagesstätte beigetragen?

    • Sollte diese Art der Gruppenprophylaxe in der Tagesstätte Nha Nerina fortgesetzt werden?

       

    • Welche Änderungen am Projektablauf sollten zukünftig vorgenommen werden, um die Effektivität zu steigern?

    • Kann das Projekt in dieser oder ähnlicher Form auch auf andere Kindertagesstätten und Institutionen wie Schulen übertragen werden?

       

Kontrolluntersuchung

Die Kontrolluntersuchung nach 2 weiteren Jahren soll Aufschluß über die Nachhaltigkeit des Projektes geben.

    • ist weiterhin eine Verringerung bei der Entwicklung von Karies festzustellen?

    • Ist weiterhin eine erhöhte Einsicht in die Wichtigkeit von Mundhygiene vorhanden?

       

    • Ist die Verbesserung der Zahnpflegegewohnheiten weiterhin festzustellen?

       

Die Beantwortung dieser Fragen erfolgt in einem Nachtrag zu dem o.g. Bericht.

 Perspektiven

Sofern die hier beschriebenen Maßnahmen deutlich positive und nachhaltige Auswirkungen auf die Mundhygiene der Teilnehmer haben, sollen die Ergebnisse an das Gesundheits- und Bildungsministerium weitergeleitet werden. Dort soll geprüft werden, ob dieses Projekt in ähnlicher Form auch in anderen Tagesstätten, Jugendhilfeeinrichtungen oder in Grundschulen umgesetzt werden kann.

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